Warum wir uns mehr mit dem Thema Wertschätzung beschäftigen sollten

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Warum wir uns mehr mit dem Thema Wertschätzung beschäftigen sollten.

Wertschätzung ist eines der größten menschlichen Bedürfnisse. Sie macht Menschen glücklich, gesund und Unternehmen erfolgreich. Viele Unternehmen haben mittlerweile die Macht der Wertschätzung begriffen und nutzen diese für sich.

Unternehmen, die sich Wertschätzung auf die Fahne schreiben, wissen aber auch, dass sie mehr ist als nur ausgesprochenes Lob und ein nettes Lächeln. Wertschätzung ist eine Haltung, die man lernen kann, wenn man will. Die Theorie bestätigt die Wichtigkeit von Wertschätzung. Sie bestätigt, dass sie ein Mittel sein kann, um Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und sich mit ihrem Arbeitgeber zu identifizieren. Außerdem kann sie ebenso dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter als Mitunternehmer im Unternehmen empfinden.

Wie oft lese ich in Büchern und Artikeln, dass der größte Wunsch aller Menschen der Wunsch nach Bedeutung sei. Warum fällt es Menschen dennoch schwer wertschätzend zu sein, Anerkennung zu zeigen und Lob auszusprechen? „Lobwüste Deutschland“ – so heißt es in der Fokus-Ausgabe von 2008. Wir leben, so scheint es, in einer Kritikgesellschaft. In einer Meckerwelt, einer Nörgelkultur. Schon in der Schule lernen Kinder sich mehr auf ihre Fehler zu konzentrieren, statt Wertschätzung für ihre Stärken zu erhalten. Wertschätzung, ohne sie werden Menschen krank. Sie ist ein zentrales Bedürfnis jedes Menschen und doch gibt es zu wenig davon, besonders in der Arbeitswelt.

Das Gallup-Institut untersucht in einer ihrer Studien die Verbundenheit zwischen deutschen Arbeitnehmern und ihren Arbeitgebern. Dabei hat die Unternehmensberatung bei ihrer Umfrage im Jahr 2013 herausgefunden, dass 63% aller Arbeitnehmer in Deutschland „Dienst nach Vorschrift machen“. Sie fühlen sich ihrem Arbeitgeber und dem Unternehmen nur gering verbunden. 23% haben bereits „innerlich gekündigt“. Sie verspüren keinerlei Verbindung ihrem Arbeitgeber gegenüber und lediglich 14% aller Arbeitnehmer in Deutschland sind hoch motiviert, engagiert und bauen eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber auf. Laut Gallup seien die meist genannten Gründe die schlechte Führung sowie die ausbleibende Wertschätzung.

Bei einer Online Umfrage der Jobbörse Stepstone im Jahre 2012/2013 zum Thema Glück am Arbeitsplatz fallen 63% der deutschen Arbeitnehmer in die Kategorie „unglücklich am Arbeitsplatz“. Der am häufigsten genannte Grund: fehlende Wertschätzung (Stepstone, o.J.).

Im 13. Jahrhundert führte der Stauferkaiser Friedrich II. ein umstrittenes Experiment durch. Der Kaiser wollte die ursprüng- liche Sprache der Menschen herausfinden und ließ deshalb neugeborene Kinder isolieren. Die Pflegerinnen hatten die Anweisung für das körperliche Wohl der Kinder zu sorgen, sie zu stillen, zu baden und zu wickeln. Gleichzeitig hatten sie das strikte Verbot die Säuglinge zu liebkosen und mit ihnen zu sprechen, denn er wollte untersuchen, welcher Sprache die Kinder, nach ihrem Heranwachsen, mächtig sind. Alle Säuglinge starben – aus mangelnder Zuneigung und Wertschätzung. Menschen sind soziale Wesen. Das Selbstbild und auch das Selbstbewusstsein entwickeln sich in der frühen Kindheit und werden von Reaktionen anderer beeinflusst. Heranwachsende streben nach der Anerkennung ihrer Eltern, Erwachsene sehnen sich nach einer liebevollen Partnerschaft und im Berufsleben möchte der Mensch Teil einer Gruppe sein und gesehen werden. Wenn genau dies nicht passiert, wird er krank. Der Mensch braucht Wertschätzung und Anerkennung.

Aber was genau ist mit Wertschätzung gemeint und warum werden Wertschätzung, Anerkennung und Lob oft im Zusammenhang genannt?

Die Art und Weise wie Menschen mit anderen Menschen oder einer Sache umgehen, lässt Rückschlüsse ziehen, ob er diese Menschen oder diese Sache wertschätzt. Wenn man Wertschätzung aus dieser Perspektive betrachtet, so handelt es sich um eine Haltung, die sich im Verhalten und vor allem in der Kommunikation zeigt. Die Kommunikationswissenschaftlerin Barbara Mettler-von-Meibom definiert Wertschätzung folgendermaßen: „Wertschätzung ist eine Haltung des Herzens, die sich auf die eigene Person, die Mitmenschen und auf die natürliche Mitwelt bezieht und die zuerst einmal akzeptiert, was ist. Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Achten wir es, so fördern wir den Frieden in uns selbst, in unserem Miteinander und im Verhältnis zu unserer natürlichen Mitwelt. Der tiefe, menschliche Wunsch danach, gesehen, gehört und geliebt zu werden, macht Wertschätzung zu einer unendlich wertvollen Ressource unseres Zusammenlebens“ (Mettler-von-Meibom, 2007, S. 11).

Wertschätzung richtet den Blick auf das Gute und steuert damit bewusst die Aufmerksamkeit, denn wer Fehler sucht wird auch Fehler finden und das gleiche Prinzip gilt umgekehrt. Demnach ist sie eine wohlwollende Haltung den Mitmenschen gegenüber, ganz egal welchen Hintergrund sie mit sich bringen. Wertschätzung ist zweckfrei und steht dafür, jeden Menschen in seiner Individualität und Würde voraussetzungslos zu achten. Pater Anselm Grün sagt: „Wer einen Menschen wertschätzt, sieht in ihm einen Schatz, der auch für andere Menschen wertvoll ist. Ich vergleiche seinen Wert nicht mit dem eines anderen. Ich achte vielmehr seinen einmaligen Wert. Er ist ein wertvoller Mensch.“ Um nach den Worten von Pater Anselm Grün han- deln zu können und um Menschen wertschätzend begegnen zu können, bedarf es fünf Voraussetzungen: Aufmerksamkeit, Respekt, Höflichkeit, Toleranz und Empathie.

Die Aufmerksamkeit steht dafür, andere Menschen wahrzunehmen. Das Nichtwahrnehmen unserer Person kann als Demütigung empfunden werden und Ignoranz tut oftmals mehr weh als Kritik. Respekt bedeutet, sein Gegenüber ernst zu nehmen, ihn in seinen Anliegen und seiner Persönlichkeit zu sehen.

Höflichkeit steht für die klassischen Höflichkeitsformen wie „Bitte“, „Danke“, Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ genauso wie Tischmanieren, angemessene Kleidung und die Rücksichtnahme auf Ältere und Schwächere ein Ausdruck von Wertschätzung sind. Werden diese Dinge missachtet, dann wird Desinteresse und Geringschätzung signalisiert. Toleranz bedeutet den ande- ren so zu akzeptieren wie er ist. Daher kann Wertschätzung auch dafür stehen, die Werte des anderen zu schätzen, auch wenn ich selbst anderer Meinung bin. Die fünfte Stufe für die Voraussetzung von Wertschätzung ist die Empathie.

Empathie ist dann vorhanden, wenn man sich in die Gefühle und Vorstellungswelt eines anderen Menschen hineinversetzen kann. Empathie besitzt zwei Komponenten, eine rationale, die hilft zu erkennen wie ein anderer sich in einer bestimmten Situation fühlt und die emotionale Komponente, die dem Menschen die Fähigkeit gibt, mitzufühlen. Empathische Menschen können sich in die Lage eines anderen hineinversetzen und sein Urteilen und Empfinden nachvollziehen (Weidner, 2016). Lob und Dank hingegen können als Mittel zum Zweck dienen und richten sich an erbrachte Leistung und Einsatz. Ihnen wird keine Wertschätzung vorausgesetzt, es kann ausgesprochen werden obwohl keine Wertschätzung entgegengebracht wird. Anerkennung braucht, anders als Wertschätzung, einen konkreten Anlass. Es bedarf aber nicht nur großer Ereignisse, um Anerkennung entgegenzubringen, sondern auch die kleinen alltäglichen Dinge im Leben sind es wert Anerkennung zu schen- ken. Wichtig ist, dass nicht nur Erfolge anerkannt werden, sondern auch hartnäckige Anstrengungen.

Anerkennung kann in verschiedenen Formen sichtbar gemacht werden. Beispiele dafür sind Preise, materielle Anerkennung, Verantwortung und Lob. Voraussetzung für die Anerkennung ist die Wahrnehmung und das genaue Hinschauen. Um etwas anerkennen zu können, muss ich es zuvor erkennen.

Ihre Mahsa

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