Lieb-Links
Einer der Vorteile der Prominenz ist ja, dass dem einen oder anderen Menschen auffällt, wenn man plötzlich mal nicht mehr da ist. Das merkt man zum Beispiel daran, dass dem Tod prominenter Menschen immer eine Flut von Nachrufen folgt, die ihr Leben feiern und an ihre Verdienste erinnern. Diese Nachrufe auf Ikonen der Gesellschaft bewegen uns, denn sie lassen uns über das eigene Leben und dessen Begrenzung nachdenken: Wenn unsere Idole sterben, rückt gefühlt auch für uns der Moment immer wieder ein bisschen näher. Schade ist, dass wir uns das immer nur bewusst machen und über den Tod nachdenken, wenn Prominente von uns gehen. Der Tagesspiegel bricht diese Regel seit einiger Zeit mit einer wundervollen, bemerkenswerten und zutiefst menschlichen Aktion: Er veröffentlicht Nachrufe auf nicht-prominente verstorbene Berliner – verfasst von Tagesspiegel-Redakteuren. Bei deren Lektüre wurde mir eines schnell klar: Das Leben und Vermächtnis all dieser Menschen ist kein Stück weniger lehrreich und poetisch als das ihrer prominenten Schicksalsgenossen.
Die herzerwärmenden Nachrufe auf nicht-prominente Berliner lesen Sie hier.
Wer könnte uns mehr über Menschlichkeit lehren als eines der größten Arschlöcher der deutschen Unterhaltungslandschaft? In seiner Rolle als unerträglicher Chef in Stromberg hat Christoph Maria Herbst einer ganzen Generation von Führungskräften und deren Mitarbeitenden den Finger in die Wunde gelegt und es dabei doch immer wieder geschafft, dass wir uns ertappt fühlten. Ein bisschen war Stromberg immer auch wie wir – ein Mensch mit Fehlern unter vielen. Im aktuellen Film Contra von Söhnke Wortmann dreht der Schauspieler dasselbe Grundprinzip nun auf bis zum Anschlag: In der Rolle des politisch unkorrekten Professors wird Christoph Maria Herbst verdonnert, eine zuvor von ihm zur Schnecke gemachte Studentin mit ausländischen Wurzeln auf einen Debattierwettbewerb vorzubereiten. Was sich daraus entspinnt, ist nicht nur pures Leben, sondern auch ein rhetorisches Feuerwerk – dringende Empfehlung!
Podcasts sind das neue Radio – und wie schon damals vor dem Kassettenrekorder freuen wir uns auch heute noch, wenn wir aufregende neue Formate entdecken. Der Unterschied ist: Podcasts kann man sozusagen bingehören, wenn man sie einmal entdeckt hat. Einer der beliebtesten Podcasts der Stunde ist einer, dessen Titel – aber auch wirklich nur der – sympathisch an die guten alten Zeiten vor dem Radio erinnert: Piratensender Powerplay mit Samira El Ouassil und Friedemann Karig. Streitbar und hemmungslos intellektuell diskutieren die beiden Journalisten über die Politikthemen der Woche. Dabei beweisen sie eindrucksvoll, welche aufschlussreiche Dynamik ein Thema entwickeln kann, wenn wir Prinzip des aufrichtigen Dialogs ernst nehmen und uns auf die Argumente anderer einlassen.
Dem politischen Gespräch der Woche im Piratensender Powerplay können Sie hier lauschen. – oder auf der Podcast-Plattform Ihrer Wahl.