Empfehlens-Wert: „Digitalisierung selbst denken“ von Ingo Radermacher
Digitalisierung – endlich verständlich
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht; das Letzte, was ich als Leser brauche, sind noch mehr Digitalisierungs-Bücher, die alles noch komplizierter machen. Dankbar wäre ich dagegen für ein Buch von jemandem, der bei der Digitalisierung als Fachexperte durchblickt und mir verständlich erklärt, worauf es für mich als Einzelnen ankommt und wie ich mich aufstellen kann. Hier sind die Voraussetzungen gut: Ingo Radermacher ist nicht nur Digitalisierungs-Berater, sondern auch Informatiker mit Sendungsbewusstsein. Das klingt vielversprechend …
… und der Autor hält sein Versprechen. „Digitalisierung selbst denken“ ist kein einfaches Buch im Sinne eines Rezeptbuches. Aber es ist ein zugängliches Buch, das dem eigenen Nachdenken über Digitalisierung und die eigenen nächsten Schritte in diesem Prozess auf eine neue Stufe hebt. Vom Verstehen über die Selbsterkenntnis zum Handeln: Das ist der Dreiklang der Veränderung, dem dieses Buch folgt. Nicht alarmistisch, aber unmissverständlich. Nicht platt, aber nachvollziehbar. Nicht autoritär, aber hilfreich. Der Autor macht deutlich, dass wir durchaus zu tun haben, wenn wir mithalten wollen – z. B., indem wir uns ein gewisses informatisches Grundverständnis aneignen, uns an Ungewissheiten gewöhnen und nicht weniger über Mensch und Welt nachdenken als früher, sondern mehr und differenzierter.
Zum Beispiel, und das gefällt mir besonders gut, auch beim Thema Kommunikation. „Nimm Deine Sprache ernst“, lautet eine der zwölf Maximen. Ingo Radermacher setzt da an, wo wohl die meisten von uns Bauchschmerzen haben: bei der Beobachtung, dass Sprache im digitalen Raum zu degenerieren scheint. Wir vernachlässigen die deutsche Schriftsprache zunehmend und sprechen auch immer seltener von Angesicht zu Angesicht miteinander. Doch er bleibt eben nicht bei der Beobachtung und dem Vorwurf stehen, sondern bietet Möglichkeiten an, auch in der digitalen Kommunikation besser zu differenzieren und die Vielfalt der Kanäle sinnvoll zu nutzen.
Dabei – und überall in diesem Buch – macht mir nicht zuletzt auch die Sprache des Autors selbst Spaß: Ingo Radermacher scheut nicht vor dem intellektuellen Anspruch seines Themas zurück, bricht seine Sprache nicht künstlich auf Whatsapp-Niveau herunter und hat sichtlich Spaß am Spiel mit der deutschen Schriftsprache. Das war einmal der Normalfall in Büchern, heute muss man das schon beinahe hervorheben.
Da stört es mich auch gar nicht, dass im ersten Drittel des Buches vieles steht, dass man auch anderswo nachlesen könnte (wenn auch oft weniger einleuchtend argumentiert). Spätestens ab Kapitel 3, wo der Autor Digitalisierungswilligen zwölf Maximen für die eigene Transformation (und die des Unternehmens) an die Hand gibt, wird es auch für fortgeschrittene Leser und Entscheider richtig spannend. Und allerspätestens in Kapitel 4 wird das Buch für eine ganz breite Leserschaft interessant – auch jenseits der Business-Sphäre. Hier gibt es Expertenrat für Fragen, die jeden betreffen. Denn in einer digitalen Welt leben wir alle. Wir alle müssen unseren Platz darin finde, und wir alle müssen sie unseren Kindern erklären. Wir alle haben den Kopf voller Fragen. Ingo Radermacher hat Antworten, mit denen ich mich wirklich identifizieren kann.
Tatsächlich ist das Buch genau, was es zu sein verspricht: ein Sprungbrett, das mir hilft, konkret und selbstbestimmt weiterzudenken. Wenn das Grübeln über Digitalisierung auch bei Ihnen noch manchmal zwickt und kneift: Dieses Buch hilft ungemein. Mir, jedenfalls. Deshalb empfehle ich es wärmstens!
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