Die sozialen Medien servieren uns täglich die Illusion, dass es auf der Welt nur perfekt gestylte Menschen gäbe. In Wirklichkeit wissen wir natürlich alle, dass es genügend Faktoren im Alltag gibt, die Perfektion verhindern.
Für einen davon haben die Japaner sogar ein eigenes Wort: Age-otori beschreibt den Zustand, wenn man nach einem Haarschnitt schlimmer aussieht als vorher. Dass sich darüber niemand freut, liegt auf der Hand. Aber ist es angemessen, deshalb das Haus nicht mehr zu verlassen und jede Videokonferenz zu verweigern, bis der haarige Fehltritt rausgewachsen ist? Machen wir uns bitte nichts vor: Kein Mensch ist perfekt – weder innen, noch außen. Deshalb ist es auch ein großer Trugschluss, dass andere uns mehr schätzen würden, wenn wir immer perfekt rüberkommen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Perfektion trennt, Gemeinsamkeit verbindet.
Wer sich authentisch zeigt und über den verkorksten Haarschnitt lachen kann, wird dafür viel mehr Sympathie bekommen als ein Perfektionist. Dasselbe gilt übrigens auch fürs Reden: Perfekt auftretende Rednerinnen und Redner wirken oft abschreckend, während Makel uns menschlicher machen.
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