Empfehlens-Wert:
Die Begegnung von Jochen Schweizer
Wenn einer sich mit der nachhaltigen Wirkung von Erlebnissen auskennt, dann ist es Jochen Schweizer. Der Mann ist nicht nur eine Ikone unter den Extremsportlern und Guinness-Rekordhalter, sondern auch ein enorm erfolgreicher Unternehmer, der seine Leidenschaft für das besondere Ereignis – oder auch: den Kick des Augenblicks – zur Lebensaufgabe gemacht hat. Damit hat er Millionen von Menschen erreicht. Vom deutschen Wegbereiter des Bungeespringens und legendären Stuntman erwartet man nicht unbedingt ein leises, nachdenkliches Buch. Und doch ist „Die Begegnung“ genau das: eine ruhige, meditative Reise nach innen.
Die Geschichte der Begegnung zwischen einem älteren, lebensweisen Mann und einem jüngeren, lebenshungrigen Suchenden wird praktisch in Echtzeit erzählt. Das ganze Buch ist im Grunde ein einziger, langer Dialog mit einer Rahmenhandlung, die auf das nötigste reduziert ist. Das ist eine Erzählform, auf die man sich einlassen muss: Dieses ist kein Buch für die flüchtige Lektüre nebenbei. Dazu tragen auch die ausgeprägt nordische Bilder- und Wortwelt bei, die eine gewissen Eingewöhnung erfordern.
Gleichzeitig ist „Die Begegnung“ aber auch keine schwere Kost. Den Erfahrungen und Gedanken des alten Hakon zu folgen, ist ein angenehmer, natürlicher Prozess – als würde man einem alten, väterlichen Freund dabei zuhören, wie er seine Lebensgeschichte erzählt. Das ist natürlich kein Zufall: Hakons Geschichte und die Lehren, die er seinem jungen Gesprächspartner Sverir in einer norwegischen Berghütte vermittelt, sind von Jochen Schweizers eigener Lebensgeschichte inspiriert.
Mir ist es sympathisch, dass ein so bekannter Name dafür nicht die übliche Form der Autobiografie wählt oder einen Lebensratgeber schreibt wie so viele andere. Diese Form der Erzählung, in der Realität und Fiktion sich vermischen und die einzelnen Einsichten chronologisch aufeinander folgen, lässt mehr Raum für Interpretation und eigene Gedanken. Vor allem aber bezieht sie mit ein, was im Leben nun einmal nicht ausgeklammert werden kann: Die Umstände von Raum und Zeit, die Umweltbedingungen von Erkenntnissen, das Timing und die Fügungen des Schicksals, die niemand vorhersehen kann. Leben ist nicht regelhaft, sondern eine Geschichte mit Wendungen und Überraschungen.
Besonders gefällt mir – und das hat ebenfalls mit der Erzählform zu tun – die Entscheidung, den Leserinnen und Lesern die meisten zentralen Erkenntnisse dem Format entsprechend in Dialogform zu vermitteln. Bücher über die Suche nach dem Sinn, ebenso wie Motivationsbücher über ein selbstbestimmtes Leben, driften nicht zuletzt aufgrund der üblichen Monologform schnell ins Kategorische, Predigende oder Oberlehrerhafte ab. Hier aber verschmelzen die Geschichten zweier Leben nach und nach zu einem, bis das Suchen und das Finden am Ende eins werden – so einfach und zugleich so komplex, wie das Leben eben ist.
Es sind die prägenden Episoden und Erlebnisse, die den Lauf unseres Lebens beeinflussen und uns zu den Menschen machen, die wir sind. Dieses Buch ist eine Anstiftung, sich auf diesen wundervollen Weg offen und zugleich willensstark einzulassen.
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