
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
ich habe eine gute und eine unbequeme Nachricht für Sie, und es ist zweimal dieselbe: Die Zeit der Vereinfachung scheint sich ihrem Ende entgegenzuneigen. Darauf deutet die zunehmend komplexe Deutung der Entwicklung auf dem internationalen Handelsparkett aufgrund der US-amerikanischen Tarifpolitik hin, aber auch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen des Koalitionsvertrags zwischen den zukünftigen Regierungsparteien CDU und SPD.
Das ist unbequem, weil es bedeutet, dass unser Leben in der nächsten Zeit nicht gerade einfacher werden wird – obwohl wir uns genau das an manchen Tagen wünschen mögen. Es ist gut, weil es bedeuten könnte, dass sich wieder ein wenig Substanz in den Debatten breitmacht, die das dringend nötig haben: die Debatten über die großen Zukunftsthemen.
Das Schöne an Zäsuren wie einer Bundestagswahl oder auch der Wahl eines neuen US-Präsidenten ist ja, dass danach eine Realität stattfindet. Die stellt sich verlässlich um einiges komplexer dar, als sie im Wahlkampf projiziert wurde. Man könnte auch sagen: Die emotional aufgeheizte Phase davor wird ersetzt durch eine weitaus nüchternere Verhandlungs- und Umsetzungsphase danach. In dieser Phase muss sich jeder Protagonist an Fakten und im Umgang mit realen Problemlösungen messen lassen.
Vielleicht, nur vielleicht treten wir nach all der Aufregung nun in eine solche Phase ein: eine Phase der Verständigung und Verhandlung, in der endlich mal wieder differenzierter debattiert wird. Die wird nicht einfacher. Aber sie gibt uns die Gelegenheit, einander wieder zuzuhören und mit neuen Augen zu sehen, was zu lange nur noch argumentationsblind beschrien wurde. Ob es innere Probleme sind, transatlantische Beziehungen oder vernachlässigte Zukunftsthemen: Es wird höchste Zeit, dass wir uns wieder auf Argumente konzentrieren.
Eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ist im Schatten all der Handels- und Demokratiekrisen aus dem Fokus gerutscht: die Erderwärmung. Ein Beitrag aus der Zeit vor den Wahlen hat ein schönes Beispiel dafür geliefert, wie man kontroverse Themen bei aller Dringlichkeit auch differenziert beleuchten kann. In der Rhetorischen Zeitlupe betrachte ich an diesem Beispiel, wie das uralte, dialektische Prinzip der Synthese auch in unseren aktuellen Debatten seine heilsame Wirkung entfalten kann.
Von Freunden der gepflegten Debatte umgeben fand ich mich bei einem meiner Event-Highlights des ersten Quartals wieder: der Circle Convention 2025. Bei diesem jährlichen Event begegnen sich die Absolventen und Veteranen der Rhetorik-Ausbildung. Einen Einblick gebe ich Ihnen im Rückblick inkl. Fotostrecke auf die Circle Convention 2025.
Die großen Debatten der letzten Jahre und insbesondere der letzten Monate wurden vor allem durch ihre Krisenstimmung geprägt: nur noch Probleme überall, und immer scheint der Weltuntergang in greifbarer Nähe. Oft scheint es, als ob uns der Pragmatismus abhandengekommen ist. Genau den aber brauchen wir, um Lösungen zu finden. In meinem Fachartikel „Wer nicht wagt … Warum positive Rhetorik auch in der Krise die bessere Wahl ist“ zeige ich an einem Beispiel aus der Automobilindustrie, dass die Art, wie wir über eine Herausforderung reden, Einfluss auf den Umgang damit hat.
Dass Differenzierung nicht langweilig sein muss, zeigt der Lieb-Link in dieser Ausgabe. Beim Gewinnspiel können Sie wie immer stimmungsaufhellende Preise gewinnen, indem Sie eine einfache Frage über den Inhalt dieses Newsletters beantworten – Lesen hilft also.
Am liebsten ist mir ein differenzierter Austausch natürlich von Angesicht zu Angesicht. Anlässe für eine Begegnung finden Sie in der Liste meiner Termine am Ende dieses Newsletters. Da viele Termine für die Rhetorik-Ausbildung bereits ausgebucht sind, empfiehlt sich frühzeitige Planung – und ein regelmäßiger Blick in den Veranstaltungskalender auf der Communico-Website.
Kommen Sie gut an!
Ihr René Borbonus
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