
Empfehlens-Wert:
Lasst uns streiten von Birte Karalus
Wie Auseinandersetzungen uns wieder zusammenbringen
Wenn der Autor eines Buches Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein ein Buch mit dem Titel Lasst uns streiten! empfiehlt, gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder hat er nicht mehr alle Gurken im Glas – oder diese beiden scheinbar so unterschiedlichen Kommunikationsstrategien sind besser miteinander vereinbar, als es scheint. Ohne Option eins gänzlich ausschließen zu wollen, spricht einiges für Option zwei – das jedenfalls habe ich aus einer Podiumsdiskussion mitgenommen, die ich anlässlich meiner eigenen Buchpremiere mit der Autorin geführt habe.
Birte Karalus kann zielführend kontrovers diskutieren und dabei das Beste aus einem Gesprächspartner herauskitzeln. Dafür ist sie mir schon in jungen Jahren als Moderatorin ihrer eigenen Talkshow in Erinnerung geblieben. Heute wendet dieses Talent und die Kunst des konstruktiven Streitens unter anderem bei Mediationsprozessen in der Wirtschaft und anderen Kontexten an, in denen es um viel geht, während wenig Einigkeit herrscht.
Dabei und in diesem Buch geht sie von einer ebenso einfachen wie anspruchsvollen Prämisse aus: Streit sollte kein unangenehmer Ausnahmefall sein, sondern ein Kommunikationsmodus, der uns als Einzelne, als Teams und auch als Gesellschaft weiterbringt, wenn wichtige Fragen des Miteinanders auszuhandeln sind.
Auch dieser Autorin ist aufgefallen, dass wir uns derzeit viele Probleme selbst schaffen, indem wir unsere Kontroversen eben nicht mehr in einem lösungsorientierten Für und Wider von Argumenten und Ideen austragen, sondern in einer Schlammschlacht von Bezichtigungen und Verurteilungen, ohne die Positionen anderer überhaupt noch wahrzunehmen.
Zu einer konstruktive Streitkultur, so Birte Karalus, gehört die Bereitschaft, einander zuzuhören, genauso wie der Wille, vom anderen verstanden werden zu wollen. Zusammenhalt braucht die argumentative Reibung, denn nur so können wir in einer vielfältigen Gesellschaft zu einem Miteinander finden, das Unterschiede respektiert und achtet, statt sich zu verschließen und auszugrenzen.
Offener Streit ist immer besser als verborgene Aversion, ein lauter Argument immer besser als ein leiser Vorwurf. Verhärtete Fronten wie die, unter denen unsere Gesellschaft zunehmend leidet, lassen sich nur auflösen, indem wir miteinander ins Gespräch kommen. Wenn dieses Gespräch eine offene, faire Auseinandersetzung ist: warum nicht? In Lasst uns streiten! erläutert Birte Karalus eloquent und unterhaltsam nicht nur das Warum, sondern auch das Wie – und weiß jede ihrer Empfehlungen mit Beispielen aus ihrer gesprächsintensiven Karriere zu untermauern.
Birte Karalus wirbt dafür, dass wir den Streit wieder schätzen lernen. Ich bin überzeugt: Wahre Freundlichkeit besteht darin, dass wir ehrlich zueinander sind und offenlegen, was uns bewegt. Dieses Verständnis von Freundlichkeit schließt das faire Streitgespräch ausdrücklich ein. These und Antithese gehören in der Rhetorik immer zusammen, wenn es etwas zu bewegen gilt. Deshalb empfehle ich den Streit – und dieses Buch.
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